Aus der Historie der Freiwilligen Feuerwehr Wolfratshausen
Fast überall in deutschen Landen boten die behördlichen Einrichtungen zur Feuerbekämpfung eigentlich jahrhundertlang das Bild einer undisziplinierten Masse von Löschdienstpflichtigen. Als von der Mitte des 18. Jahrhunderts ab dann auch brauchbare Feuerlöschpumpen gebaut wurden und zur Einführung kamen, fehlte aber noch lange eine Organisation zur Ausnützung solcher Geräte und ihrer technischen Verbesserungen.

Hausnummer des Pferdebesitzers, Holztafel, die turnusmäßig weitergereicht wurde
Bei den von der Mitte der vierziger Jahre des vorigen Jahrhunderts an einsetzenden Gründungen von freiwilligen Löschorganisationen standen nun vielfach Vorstände oder Angehörige von Turngemeinden und Turnvereinen Pate. Der allenthalben aufblühende Turnergeist bildete hierfür einen guten Boden. Bald nach der im Jahre 1811 erfolgten Eröffnung des 1. Turnplatzes auf der Hasenheide in Berlin durch den späteren „Turnvater“ Friedrich Ludwig Jahn (1778–1852) entstanden die ersten Turngemeinden. Aber kaum ein Jahrzehnt nach ihrer Gründung erlitt diese volkstümliche Bewegung einen Rückschlag. Reaktionäre Politiker brachten es fertig, dass die Turnplätze vorübergehend geschlossen wurden.
Doch bald wurde das Turnen durch allerhöchste Kabinettsorder erneut eingeführt (1842) und zum „notwendigen und unentbehrlichen Bestandteil der männlichen Erziehung“ erklärt. In diese Zeit des wiedererstarkenden deutschen Turnens fallen auch die Gründungen der ersten richtigen Feuerwehren. Was war natürlicher, als dass die Turner, welche sich der Übung ihrer Körperkräfte verschworen hatten, das im Turnverein Erlernte auch einer praktischen Ausübung zunutze machen wollten. Die ersten Feuerwehren nannten sich ja vielfach „Steiger-Kompanie“. Damit wollte man kundtun, dass man körperlich gewandte und bewegliche Männer brauchte zum Leiterbesteigen und zum Hinaufkraxeln auf die Hausdächer, um von dort her die Wasserstrahlen gegen die Flammen richten zu können.
Die Bezeichnung „Feuerwehr“ finden wir erstmals zu Karlsruhe/Baden, als sich 1847 nach dem schweren Brand des Karlsruher Hoftheaters schon einen Monat darauf ein Verein von Freiwilligen unter dem Namen „Karlsruher Feuerwehr“ bildete. Weithin formten sich zahlreiche ähnliche Zweckgemeinschaften, vor allem im süddeutschen Raum, um den Gewalten des Feuers Einhalt zu gebieten. Allerdings erst ab 1860 haben die Gründung und Bildung von Turnerfeuerwehren allgemein zugenommen.
Die Gründung von Feuerwehren auf der Basis der Freiwilligkeit hat mit der Errichtung des „Pompier-Corps“ unter CARL METZ, dem unermüdlichen Pionier und Nestor der Feuerwehren in Deutschland, im Sommer 1846 in dem badischen Städtchen Durlach begonnen. In den ersten fünf bis zehn Jahren waren die süddeutschen Lande führend in der Aufstellung solcher Freiwilligenorganisationen.
Anfänge des Feuerlöschwesens im alten Markt Wolfratshausen
Obgleich die Marktgemeinde auf zahlreiche und schwere Brandkatastrophen in allen Jahrhunderten zurückblickt, wird eine wirksame Feuerbekämpfung erst verhältnismäßig spät organisiert. Nach einem alten Dokument im Besitz des Stadtarchivs, das nach dem 2. Weltkrieg bei der Neusortierung von Akten im Rathaus wiedergefunden wurde, bestand bereits ab 1850 im Markt eine Art Feuerwehr, wenn auch nicht in Form einer festen Organisation, wie sie dann 15 Jahre später im „Turn- und Feuerwehrverein" zustande kam.
Erwähnenswert auf dem Weg zur Gründung der Feuerwehr mag die Verordnung aus dem Polizeistrafgesetz vom 10. November 1861 , Kapitel XX, Art. 1 75 sein, wonach es heißt:
,,Jedes Gemeindemitglied ist verpflichtet bei einem Brande entweder persönlich oder doch wenigstens durch einen Hausgenossen unter Herbeibringung eines Feuerkübels oder Wasserzubers zu Hilfe zu kommen und sich zur Löschung (!) verwenden zulassen..."

Lederne Löscheimer aus Wolfratshausen mit Hausnummer
Vom Willen zur Tat: Gründung des ,,Turn- und Feuerwehrvereins"
Es war im Frühjahr des Jahres 1865, als sich eine Anzahl junger Männer, Bürger, Beamte und Arbeiter zusammenfanden, überzeugt von der Notwendigkeit, dass eine Freiwillige Feuerwehr in Wolfratshausen ins Leben gerufen werden müsse. Das noch erhaltene Protokollbuch der Pionierzeit berichtet dazu anschaulich und ausführlich:
,,Angesichts der feuergefährlichen Bedachung (Holzschindel) des Marktes Wolfratshausen, sowie dessen ungünstiger Lokalisation zwischen Loisach und einem steilen Bergabhang bei Feuersgefahr überhaupt, hat sich am 14. Mai 1865 eine Anzahl junger Männer aus dem Bürger- und Arbeiterstande mit dem Entschlusse vereinigt, eine freiwillige Feuerwehr dahier zu gründen." Rasch ging der Gedanke zur Tat über. Es wurde ein Ausschuss gewählt, und dem Magistrate ein provisorischer Statutenentwurf zur Genehmigung vorgelegt, welche auch laut Entschließung vom 19. Juni 1865 unter der Bedingung genauer Einhaltung des Vereinsgesetzes vom 26. Februar 1850 erfolgte. In der Zwischenzeit hatte sich die Mannschaft montiert (d.h. eingekleidet) und hielt alle Sonn- und Feiertage nachmittags fleißig Übungen im Marschieren und den Wendungen. Dabei hatte es aber, außer den Versammlungen an den Samstagen abends im Vereinslokale zum ,,Postbräu" sechs Monate lang sein Bewenden; denn obschon der Wille der zusammentretenden Vereinsmitglieder ein guter war, so fehlten ihnen doch ein leitendes Organ und der schöpferische Geist. Da trat am l. Juli 1865 der Bezirksgeometer Friedrich Moosbauer dem Vereine als aktives Mitglied bei, und durch ihn bekam der Verein erst Lebensfähigkeiten. Den schönen und edlen Zweck des Vereins fest ins Auge fassend, nahm sich dieser Mann von der ersten Minute an mit männlicher Ruhe und doch mit voller Kraft und Hingebung persönlich um die Sache an. Er geißelte mit scharfen Worten den Geist der Lauheit und der Zechgelage, spornte die Mannschaft zum endlichen Handeln an, legte den Vereinsmitgliedern wiederholt ans Herz, daß vor allem körperliche -Übung, also Turnen im engsten Sinne des Wortes, die einzige wahre Grundlage einer gediegenen Feuerwehr sei und ging rasch vom Wort zur Tat über, indem er Zirkulare an die Honoratioren und die Bürgerschaft ergehen ließ, und dieselben einlud, als außerordentliche Mitglieder den Verein und dessen Zwecke materiell und moralisch zu unterstützen. Dieser erste Schritt trug schon ausgezeichnete Früchte, denn an 40 Männer aus allen Ständen erklärten sich zur Unterstützung bereit und deren erste Spenden wurden sofort zum Bau einer Turnschule verwendet, wozu der Magistrat in dem eine Viertelstunde entfernten Föhrenhaine ein Tagwerk Grund überließ. Am 22. Juli 1865 wurde daselbst der erste Turnunterricht in Frei- und Ordnungsübungen erteilt, und am 24. September desselben Jahres fand schon die feierliche Einweihung der Turnschule durch die Mannschaft statt, indem bereits ein vollständiges Klettergerüst, vier Barren und zwei Recke zu den Turnübungen fertig dastanden."

Auszug aus dem Protokoll über die Gründungsversammlung am 14. Mai 1865
In der Zwischenzeit wurde der Bezirksgeometer Moosbauer von den Vereinsmitgliedern am 26. Juli einstimmig zum Vereinsvorstande gewählt, da der bisherige Vereinsausschuß, „dem der Zopf noch gewaltig hinten hing“ und der Moosbauers rasches Vorgehen mit scheelen und neidischen Augen ansah, sich bescheiden zurückgezogen hatte. Nachdem die Turnschule mit dem Notwendigsten eingerichtet war, ging der neue Vorstand sofort an die Organisation und Ausrüstung der Feuerwehrmannschaft. Zuerst wurde die Mannschaft in vier Rotten als Steiger, Retter, Spritzenmannschaft und Ordnungsmänner eingeteilt und mit Leibgurten, Rettungsleinen, Spitzhaken und Hämmern armiert. Zeitgleich wurde mit dem Hof-Feuerhaus-Mechaniker Kirchmaier, München, ein Vertrag zur Beschaffung einer neuen Saug und Druckspritze abgeschlossen, nachdem der Magistrat die Überlassung von einer der vier Marktspritzen an unannehmbare Bedingungen geknüpft hatte. Ein Requisitenwagen nebst Schub-, Häng- und Steigleitern wurde bestellt. Während die Löschrequisiten in Arbeit waren, wurden die folgenden Wintermonate für die innere Organisation und geselliges Zusammenleben mit Gesang verwendet. Ein Protokollbuch wurde angelegt, die Verwaltung und das Kassawesen geregelt und eine Revision der Statuten vorgenommen. Leider wurde dieser Statutenentwurf vom Magistrate nicht genehmigt, weshalb es bei der ersten genehmigten Statutensatzung blieb, bis eine spätere Regelung auf dem Wege der Vereinbarung bewerkstelligt werden konnte. So vergingen die Wintermonate, als am 18. Februar 1866 die neue Saug- und Druckspritze ankam und blumenbekränzt von der Mannschaft in Empfang genommen und feierlich eingeführt wurde. Bis dahin waren auch der Requisitenwagen und die Leitern fertig und die Mannschaft erhielt Messinghelme, so dass an das Exerzitium mit Requisiten geschritten werden konnte. Am 24. Juni 1866 fand bereits die erste öffentliche Feuerwehrprobe am Hause des Herrn Bierbrauers Grünwald in Anwesenheit der hierzu eingeladenen Honoratioren, Bürger und Gönner des Vereins statt. Drei Wochen später, also am 14. Juli, legte der Verein bei dem Brande des Besenbräustadels in Nantwein zum ersten Male Zeugnis seiner Leistungsfähigkeit ab.
Im Laufe dieses Sommers wurde auch die Einrichtung der Turnschule um einen Stemm- und Schwebebaum, ein Hochsprunggerüst und um einen Weitsprunggraben vermehrt. Die Zahl der jungen Turnerschaft war in diesem Jahre bis auf 26 Knaben angewachsen und es wurde dem Vereine im Laufe dieses Sommers zweimal die Ehre zuteil, von auswärtigen Turnvereinen, nämlich vom Tölzer und vom Münch-ner Turnverein besucht zu werden, wobei die Aufopferung und Uneigennützigkeit des derzeitigen Vereinsvorstandes auch bei den fremden Gästen die vollste Anerkennung fand.

Aufnahmebestätigung 1869
Da es noch an einem Lokal zum Winterturnen und an den Mitteln zur Anschaffung der Geräte für ein Winterturnlokal fehlt, wurden die folgenden Wintermonate wieder der Belehrung und der Unterhaltung gewidmet. Der Frühling des Jahres 1867 fand den Vereinsvorstand bereits wieder in voller Tätigkeit. Die Turnschule erhielt in diesem Jahre (also 1867) ein prächtiges Laufgerüst im Werte von 65 Gulden und die Feuerlöschrequisiten wurden um eine Schlauchhaspel zu 22 Gulden Wert mit 200 Fuß Hanfschläuche nebst Verschraubung zu 84 Gulden Wert, um einen Dachsteigbock nebst Leiter zu 30 Gulden Wert und endlich um einen neuen Rettungsschlauch zu 52 Gulden im Werte vermehrt, so daß die dritte öffentliche Feuerwehrprobe am „Postbräu"-Hause dahier am 29. Juli 1867 schon mit mehr Effekt exekutiert werden konnte. Der folgende Tag des Vereinsgründungsfestes (30. Juni 1867) wurde auch in diesem Jahre durch die Anwesenheit der vorgenannten fremden Turnvereine verherrlicht. Erwähnenswert ist, daß im Laufe dieses Sommers selbst mehrere der Herren Beamten sich regelmäßig wöchentlich zweimal am Turnplatze einfinden, um unter der Anleitung des Vereinsvorstandes die Frei- und Ordnungsübungen mitzumachen, wodurch die Wichtigkeit und Gemeinnützigkeit des Institutes an moralischem Werte nur gewinnen konnte. Am 19. April 1868 wurden die Vereinsstatuten, die sich bisher einer ortspolizeilichen Zustimmung noch nicht erfreuen konnten, abgeändert. Sie sind aber dennoch vom Wolfratshauser Magistrat nicht gutgeheißen worden. Bei der Generalversammlung des nächsten Jahres am 10. Januar 1869 nahm dann das Statut die bisherigen Hürden magistratlicher Vorbehalte. Schon damals hatte der Landkreis (,,Distrikt") mit Mitteln für die Sache der Wolfratshauser Feuerwehr eine freigebige Hand. So heißt es für das Jahr 1869, "dass auch in diesem Jahre vom Distrikt wieder 100 Gulden Unterstützung gewährt wurden".

Freiw. Feuerwehr Wolfratshausen - Chargierte um 1875
Von links: Zunderer Jakob, Schneider Anton, Umfahrer August, Maurer H., Keyl Theodor, Steigenberger MichaelGraf Joh. Bapt., Grahammer Anton, Burger Johann, Rüml Johann, Koch Fritz, Freundling Franz.
Das Kriegsjahr 1870 erlebte weitere Zugänge zur Feuerwehr. Ein "Aufruf an die Bürgerschaft Wolfratshausens" zum Vereinsbeitritt brachte der Feuerschutzsache 25 neue Freunde. In den folgenden Worten klingt auch der Ernst der damaligen Kriegssituation an: "Am 22. Juli stellte der Verein in den doch ernsten Tagen zur Aufrechterhaltung der Ordnung usw. dem Magistrat Mannschaft und Dienste zur Verfügung“. Am 7. Februar 1871 wurden die Statuten erneut einer Revision unterzogen und erschienen am 25. Juli im Druck.
Im Sommer 1871 fand in Rosenheim der III. Oberbayerische Feuerwehrtag statt. Aus Wolfratshausen wurden Delegierte gesandt. Nach dem siegreichen Ende des Krieges gegen Frankreich erlebten Wolfratshauser Feuerwehrmänner, die zur Spalierbildung nach München gerufen wurden, den Einzug der bayerischen Feldzugsregimenter. Eine eigene Feierlichkeit bereitete der Verein den heimkehrenden Kriegern, seinen Mitgliedern am 23. Juli.
Im Oktober 1873 hatte die Wehr denn auch die Gelegenheit, anläßlich des großen Brandes der Kastenmühle ihr Können zu zeigen. Wohnhaus mit Stallung und Stadel, das Sägewerk und verschiedene andere Zubauten wurden ein Raub der Flammen. Es gelang nur, die Mühle zu retten, während zwei am Berghang gelegene andere Wohnhäuser infolge der großen Hitze und des heftigen Ostwindes noch den Flammen zum Opfer fielen.

Gemeinsame Übung der Freiw. Feuerwehren Starnberg und Wolfratshausen in Tutzing, Hofmarkplatz
Am 14. Juli 1874 wurde der Markt Wolfratshausen von einem noch größeren Brandunglück heimgesucht: Eine beim Postbräu ("Loisachhof" heute genannt) bedienstete Magd soll aus Rache im Stadel des Postbräu-Anwesens gezündelt haben. Das Feuer legte nicht nur dieses Gebäude, sondern noch weitere fünf angrenzende Häuser bis zum Peterbäck (heute Bäckerei Bartl) herunter mit sämtlichen Nebengebäuden in Schutt und Asche. 23 auswärtige Feuerwehren waren mit der hiesigen Feuerwehr zur Niederkämpfung des Brandes in den Markt geeilt. Es war keine leichte Aufgabe das Großfeuer bei der damals herrschenden Julihitze zu löschen Im Jahre 1878 konnte sich die Wehr eine kleine Saug- und Druckspritze mit dem notwendigen Schlauchmaterial beschaffen.
Der Verein hatte es auf die stattliche Zahl von 111 aktiven und 59 passiven Feuerwehrmitgliedern gebracht.
Einen schweren Verlust erlitt die Wolfratshauser Feuerwehr im Jahre 1884 durch den Tod ihres bewährten Kommandanten und Vorstandes, des Schlossermeisters Johann Graf, des gleichzeitigen Bezirksvertreters des Bezirksamtes München II. Zu seinem Nachfolger wurde Maurermeister Fischhaber aus Starnberg gewählt. Im Jahre 1888 wird der Ankauf einer weiteren Saug- und Druckspritze verzeichnet. Ein Jahr darauf - 1890 - feierte die Wehr ihr 25jähriges Grün-dungsjubiläum in glanzvoller Weise. Neue Räume erhielt der Verein durch das Entgegenkommen des Magistrates für seine Gerätschaften im Jahre 1891.

Übungsplan der Freiwilligen Feuerwehr Wolfratshausen von 1889
Zur Jahrhundertwende kam eine neue Schubleiter zum weiteren Gerätebestand der Wehr. 1902 erfolgte die Auflösung des Bezirksamtes München II. Starnberg und Wolfratshausen wurden nun selbständige Bezirke. Auf den damaligen Vorstand der Wehr, Metzgermeister Erasmus Huber, fiel die Wahl zum Bezirksvertreter des Bezirkes Wolfratshausen.
Es kam der Juli 1914. Der erste Weltkrieg begann. 34 Kameraden wurden sofort zu den Fahnen gerufen und zogen ins Feld. Der Verwaltungsrat sah sich deshalb gezwungen, einen Appell an die alten Feuerwehrmänner zu richten und sie erneut zum Dienst zu rufen. Alte, im Dienst ergraute Männer meldeten sich und erfüllten ihre Pflicht bei der Wehr. Nach vier Jahren furchtbaren Ringens auf zahlreichen Kriegsschauplätzen nahm der l. Weltkrieg ein Ende. Er hatte 10 Kameraden der Wehr das Leben gekostet. Ehre ihrem Andenken! Trotz der ungünstigen Stimmung der Zeitlage fand sich wieder eine Anzahl hilfsbereiter Männer zum Dienst am Nächsten.
lm Jahre 1925 konnte die Feuerwehr mit einem gleichzeitigen Bezirksverbandstag der Kreisfeuerwehren ihr 60jähriges Gründungsjubiläum feiern.

Einladung zum 60-jährigen Gründungs-Jubiläum der Freiwilligen Feuerwehr Wolfratshausen
Im Juli desselben Jahres verstarb der damalige Vorstand, Schlossermeister Fritz Graf. Als Nachfolger wurde der bisherige Zeugmeister, Sattlermeister Georg Hierl, gewählt. Auch verschied der langjährige Schriftführer, Altbürgermeister Seidl. Im gleichen Jahre erwarb die Marktgemeinde eine neue Flader-Motorspritze und stellte sie der Wehr zur Verfügung. Ein Zufall wollte es, daß eine rasche Verkehrsmöglichkeit nach auswärts, vor allem in den Angelegenheiten der Feuerwehren, geschaffen werden konnte.

Vereins- und Feuerwehrführung 1925
Stehend v. links: Finsterwalder Hans (Spritzenmeister), Breitsamer Thomas (Gruppenführer), Spohn August (Gruppenführer), Finsterwalder Peter (Zugführer), Lanzinger Nikolaus (Zugführer), Heigl Alois; (Zugfuhrer), Heil Georg (Gruppenführer), Lerpscher Georg (Gruppenführer), Wirth Andreas (Gruppenführer), Steer Leonhard (Gruppenführer). Sitzend v. links: Schwarzenbeck Karl (Zugführer), Wildenrother Andreas (Schriftführer), Hierl Georg (Vorstand), Huber Erasmus (Bezirksbrandinspektor), Schretter Josef (Kommandant), Winibald Hans (Kassier), Weichselgärtner Paul (Gruppenführer).
Hermann Kerl ein gebürtiger Wolfratshauser, welcher nach Amerika ausgewandert war, vermachte anläßlich eines Besuchs seiner Heimat Wolfratshausen auf Betreiben des Schriftführers Wildenrother und des Zugführers Lanzinger in einer guten Laune seinen sechssitzigen Adlerwagen der Wehr zum Geschenk. Hermann Kerl wurde für seine edle Tat zum Ehrenmitglied der Feuerwehr ernannt. Der PKW wurde von der Freiwilligen Feuerwehr Wolfratshausen lange Jahre als Zugfahrzeug für ansonsten pferdebespannte Anhänger benutzt.

Wilhelm Kerl bei Wartungsarbeiten am "Adler"
lm schweren Wirtschaftsjahr 1931 erhielt Vorstand Hierl für langjährige und besondere Verdienste das Feuerwehr-Ehrenkreuz des Landesverbandes.
Einen schweren Verlust hatte die Wehr im Dezember 1932 zu beklagen, als der hochverdiente und unvergeßliche Ehrenvorstand Erasmus Huber aus dem Leben abberufen wurde. Als Nachfolger wurde der damalige Kommandant Peter Finsterwalder zum Bezirksbrandinspektor des Wolfratshauser Bezirks bestimmt. Es kam die Zeit des 3. Reiches und damit auch für die Feuerwehren eine veränderte Situation. lm Zuge der herrschenden politischen Verhältnisse in Deutschland unter dem Nationalsozialismus fielen auch die Feuerwehren in den Sog der allgemeinen Gleichschaltung. Die schon bald nach 1933 erlassenen neuen Satzungen durch den Bayerischen Landesfeuerwehrverband ließen daran keinen Zweifel.
lm Jahre 1935 konnte Vorstand Georg Hierl das Ehrenkreuz für 50jährige, treu geleistete Dienste in Empfang nehmen. Am Beginn dieses Jahres – dem 70. Jahr des Bestehens der Freiwilligen Feuerwehr Wolfratshausen – werden folgende Mitgliederzahlen genannt: 148 aktive, 10 passive und 3 Ehrenmitglieder. Unterstützung in finanzieller Hinsicht erfuhr der Verein durch 90 zahlende, also passive Mitglieder. Der Bericht der 70. Generalversammlung spiegelt bereits deutlich den militanten Zug, der sich seit der Machtergreifung immer schärfer im öffentlichen Leben abzeichnet. So heißt es u.a.: "Der Kommandant berichtete über die Ausrückungsstärke, wobei er an die Mannschaft die ernste Mahnung richtete, in Zukunft ihren Verpflichtungen eifriger nachzukommen. Der Bezirksbrandinspektor knüpfte an den Erlass des Staatsministeriums des Innern die Feststellung an, daß es die Ehrenpflicht eines jeden Mannes sei, der Feuerwehr anzugehören. Ein Nichtausrücken ohne ärztliches Zeugnis werde es in Zukunft nicht mehr geben. An Stelle von Bällen wurden für die Wintermonate Schulungen angekündigt. Wer in Zukunft aus der Feuerwehr austrete, werde der Pflichtfeuerwehr zugeteilt."
Als besondere Ehrung für große persönliche Verdienste um die Wolfratshauser Wehr durfte der langjährige Vorstand Georg Hierl bei seiner Verabschiedung im Januar 1936 die Ernennung zum "Ehrenvorstand" mit in den Ruhestand nehmen. Vorstand Hierl war ein halbes Jahrhundert aufs engste mit den Geschicken der Wehr verbunden.

Ehrenvorstand Georg Hierl sen. 1
lm März 1936 berichtet die Chronik von der Einführung von sog. "Schülerfeuerwehren", wobei auch bereits von drei durchgeführten Übungen die Rede ist. Die Führung der Jugendfeuerwehr war (dem früheren und späteren Bürgermeister) Hans Winibald übertragen worden.
Das Jahr 1937 brachte einen weiteren Schritt der Militarisierung der Feuerwehr im Sinne der politischen Machtverhältnisse: Der Feuerwehr wurde der Charakter einer öffentlichen Pflichtorganisation gegeben, um in Zukunft "alles heranziehen zu können" (Reichsfeuerwehrgesetz von 1936).
Am 19. April 1938 beschloß der Feuerwehrausschuß, dass Steuersekretär Johann Wilhelm (gest. 9. März 1963) die Pflichtfeuerwehr übernehmen solle. In dem Bestreben, die Feuerwehr für die künftigen Ereignisse stark zu machen, wurde nun in Wolfratshausen ein Hauptlöschzug und zwei Normallöschzüge organisiert. Zu dieser Zeit erfolgte ein Aufruf an alle Männer zwischen 18 und 35 zum Beitritt in die Wehr. Inzwischen wurde die Feuerwehr weiter zu einem Hilfsinstrument der Polizei gemacht, indem man ihr nach dem neuen Feuerlöschgesetz den Status einer "Hilfspolizei" gab (24.10.1939). Das Jahr des Kriegsbeginns - 1939 - brachte eine Änderung im Posten des Kommandanten. An die Stelle des bisherigen Kommandanten Hans Fagner trat nun Ferdinand Bartl. Der im September des genannten Jahres ausgebrochene Zweite Weltkrieg hielt der Wehr bisher noch nie dagewesene Einsätze und Anstrengungen bereit. Es war gut, dass niemand ahnte, was bevorstand.
Noch schien eitel Kriegsglück zu herrschen und an allen Fronten des weltweit gewordenen Krieges alles in bester Ordnung zu sein. Ab 1. April 1940 wurden neue Dienstgradbezeichnungen wie "Kreisfeuerwehrführer" eingeführt.
Die Existenz der "Lagerfeuerwehr" für das Rüstungswerk im Wolfratshauser Forst unter der Führung von H. Bräuhäuser kennzeichnete die veränderte Situation im Isartal im allgemeinen und für die unmittelbare Nähe Wolfratshausens im besonderen. 12 Feuerwehrkameraden standen mit Beginn des Kriegsjahres 1940 im Feld. An die Stelle des seit 20 Jahren tätig gewesenen Schriftführers Wildenrother trat nun Franz Kotz. Der Kreisappell der Landkreisfeuerwehren am 28. September 1940 brachte für die Marktfeuerwehr eine erhöhte Einsatzmöglichkeit. Durch die Initiative des Landrats von Liederscron und des amtierenden Bürgermeisters Jost erhielt die Marktgemeinde eine von den Magirus-Werken in Ulm gelieferte Motorspritze. (Magirus-Goliath ll).
Bereits im dritten Kriegsjahr machte sich ein empfindlicher Mangel an aktiven Feuerwehrlern bemerkbar. Nach dem Stande vom 15. Februar 1942 betrug ihre Stärke nur mehr 51 Mann. Hinzu kamen 12 Jugendliche der "Hitlerjugendfeuerwehr". Zu dieser Zeit wurde auch bereits die Möglichkeit in Erwägung gezogen, die in Wolfratshausen stationierten Landesschützen unter Major Luber zum Dienst in der Feuerwehr heranzuziehen. Die inzwischen aktiv gewordene Jugendfeuerwehr unter Leitung von Hans Winibald konnte im Jahre 1941 bereits auf 30 Übungen zurückblicken. Mit zunehmender feindlicher Lufttätigkeit über dem süddeutschen Raum zeichneten sich auch im Feuerwehrdienst vermehrte Übungen, Brandwachen und Appelle ab. Jeder Löschzug hatte bei Flieger-, bzw. Luftalarm bestimmte Positionen zu beziehen, wie etwa in der Kastenmühle oder bei Geiger-Postbräu-Keller.
Bestand war: Ein Motorzug und zwei weitere Löschzüge. Im darauffolgen-den Jahr wurde auf Grund behördlicher Anordnung eine ständige Feuerwehr-Bereitschaft, bestehend aus einem ersten Zug Wolfratshausen-Gelting; und einem zweiten Zug lcking-Schäftlarn eingeführt, um bei kommenden Fliegerangriffen einen einheitlichen Einsatz zu gewährleisten. Insgesamt bestand somit die "Feuerwehrbereitschaft Wolfratshausen" aus einem Stab und vier Löschgruppen, der oben bezeichneten Wehren. Als weiterer Zug war noch ein "Entgifter-Trupp" aufgestellt worden. Schließlich verfügte man noch über eine Reservegruppe. Führer der gesamten Bereitschaft war der stellvertretende Abteilungsführer des Landkreises Wolfratshausen, Rosenbeck von Mühlthal, dessen Stellvertreter der Wolfratshauser Kommandant Ferdinand Bartl. Den 1 .Zug führte Hans Fagner, den 2. Zug Franz. Mock Sibichhausen, den Entgiftertrupp M. Bauer. Für die Reserve wurde Gruppenführer W. Kerl aufgestellt. Am 7. November 1943 fand durch den General Rumpff eine zur Zufriedenheit ausgefallene Besichtigung dieser Einheiten statt. Bereits im März dieses Jahres war der Motorzug mit Zugführer Fagner und 8 Mann zur Bekämpfung von Dachstuhlbränden nach Luftangriffen auf München eingesetzt worden (Landwehrstraße 12, 14 und 16). Gleichzeitig war auch die 2. Löschgruppe unter Leitung von Ferd. Bartl mit dem Motorzug der DAG-Gartenberg zur Brandbekämpfung im Verlagsgebäude des "Völkischen Beobachters" in der Schellingstraße eingesetzt worden. Die Auffangstelle für die aus der Wolfratshauser Gegend nach München gerufenen Wehren befand sich in München-Solln. Von hier aus wurden sie dann an die Brandplätze beordert. lm weiteren Verlauf des Jahres mussten die Wehren wiederholt zum Einsatz nach München ausrücken; so auch am 9. und 10. September. Es wird von 5 Einsätzen in der Plinganserstraße, Fuggerstraße, Fraunhoferstraße, Wittelsbacherstraße und Abelestraße berichtet. Zur Brandbekämpfung in einem Kohlenlager in der Isartalstraße wurde anderntags die Fabrikwehr abkommandiert. Da dieser Fliegerangriff auch in der nächsten Umgebung Brände verursachte, so in Weidach und am Riedhof, Gemeinde Ergertshausen, mußte auch die übrige Wehr in Tätigkeit treten. In Weidach machte zuerst die in der Kastenmühle stationierte HJ-Feuerwehrgruppe die im Mühlenbereich gefallenen Brandbomben unschädlich und bekämpfte dann zusammen mit der Ortsfeuerwehr den Brand am Anwesen von Wammetsberger, sowie kleinere Brände in Holzhütten und Heuschobern. Zum Brand im Gut Riedhof war die sog. "Flader-Spritze" unter Leitung von Hans Fagner abgerückt; konnte aber dort infolge Wassermangels nicht in Aktion treten. Nach Weidach zurückgekehrt, trug dieser Löschzug wesentlich zur Niederkämpfung des Feuers bei dem Bauern Frech bei. Am nächsten Tag wurde die Fladergruppe nochmals zum Riedhof nach Ergertshausen gerufen und unterstützte die dort bereits tätige Motorspritze Föggenbeuern durch Wasserzubringung bis zum Ende des Brandes.

Feuerwehrübung an der Loisach beim Sägwerk Hatz - heute Am Loisachbogen.
Gegen Ende des Jahres 1943 erhielt die Marktgemeinde wiederum ein neues Löschgerät. Ein Mannschafts- und Gerätewagen mit anhängender TS8-Motorspritze wurde in Dienst gestellt, so dass sich die Marktfeuerwehr auf einem Stand von 4 Motorspritzen befand. Sowohl eine Neueinteilung der Züge, wie auch eine Aufstockung der durch ständige Einberufungen zur Wehrmacht gelichteten Reihen der Feuerwehrleute mit Hilfe der "Notdienstverpflichtung" auf 73 aktive Mitglieder wurde mit Beginn des Jahres 1944 durchgeführt-. Eine Ausweitung des Feuerwehreinsatzes brachte das Jahr 1943, als die Wehr anfangs Juni als Polizeiverstärkung zur Fahndung nach französischen und russischen Kriegsgefangenen und Ende September zur Suche nach flüchtigen englischen Offizieren herangezogen wurde. Ihre Aufgabe bestand in der Bewachung der Brücken und in der Bereitstellung von Streifenposten. Die Zahl der zur Wehrmacht einberufenen Wehrmänner beläuft sich 1943 auf 37 Mann, während die in diesem Jahr dem Landkreis zugewiesenen Motorspritzen acht Fahrzeuge betrug. Die weitere Verschärfung des Luftkrieges, dem sich Deutschland immer hilfloser gegenübersah, forderte speziell für den Raum um München von allen verfügbaren Feuerwehren eine permanente Einsatzbereitschaft. Seit Ende März 1944 wurde bei Fliegeralarm das große Löschgerät an der oberen Loisachbrücke am Wasen mit der Möglichkeit der ungehinderten Abfahrt nach allen Richtungen bereitgestellt, während die Mannschaft in den benachbarten Splittergräben untergebracht war. Im Markt selbst wurde der inzwischen zum öffentlichen Luftschutzraum bestimmte Humpl-Keller für die Zivilbevölkerung und die übrige Mannschaft der Wehr einer kriegsbedingten Zweckbestim-mung übergeben.
Eine weitere, tragbare Motorspritze im Eigentum der NSDAP Wolfratshausen zum Ge-rauch in der HJ-Feuerwehr wurde im Frühjahr 1944 beschafft.

Flucht aus der brennenden Stadt von Daniel Seip - Spende aus der Sammlung Stollwerk
Nun mußten auch die Landfeuerwehren, soweit sie noch nicht herangezogen waren, zum Einsatz an Großschadensstellen antreten. Die "Technische-Nothilfe" stellte auch aus ihren Reihen eine Löschgruppe. Für ihren tatkräftigen Einsatz an den großen Schadensstellen in München wurden Hans Fagner, Wilhelm Kerl und Benedikt Baudrexl mit dem Kriegsverdienstkreuz ausgezeichnet. Später erhielten dieselbe Auszeichnung Karl Schwarzenbeck, Michael Bayerle sowie M. Geiger, M. Maier, L. Steer, Hans Plötz und Martin Schweiger. Letzterer war im Einsatz von einem Sprengkörper verwundet worden. Die sich ständig steigernden Einsätze machten zu dieser Zeit auch eine neuerliche Umgruppierung der Bereitschaft notwendig. Den Ersten Zug bildete die Wehr Wolfratshausen und die vereinigten Wehren von Königsdorf und Beuerberg, den Zweiten Zug. Der Einsatz dieser Löschzüge wurde über die "Auffang- bzw. Lotsenstelle Süd" beim Gasthaus lberl in München-Solln geleitet. Die Flader-Motorspritze, die bisher in der Farchetsiedlung stationiert war, erhielt als neuen Standort das Sägewerk Hatz und stand der TN-Feuerlöschgruppe zur Verfügung.
Insgesamt gesehen war das Jahr 1944 das Jahr der meisten und schwersten Einsätze der Feuerwehr seit ihrem Bestehen. Der Luftkrieg hatte immer barbarischere Formen angenommen. Die deutschen Städte und die Nachschublinien zu den sich immer mehr verkürzenden Fronten lagen unter einem schier ständigen Bombenhagel, der die Nacht vom Tag nicht mehr schied.
Während der Markt selbst vor Brandschaden verschont blieb, stand die Wehr durch den Luftkrieg in höchstem Einsatz. Insgesamt 94 Fliegeralarme, bei denen die Wehr in Bereitschaft stand, und 9 Fliegerangriffe auf München, wobei die Bereitschaft zum Einsatz kam, verzeichnet der Chronist für dieses Jahr. Hinzu kamen die an jedem Sonn- und Feiertag befohlenen Feuerwachen, die von je einer Gruppe gestellt wurden. Außerdem wurde die Wehr zur Verstärkung der Gendarmerie achtmal zur Fahndung nach entwichenen Kriegsgefangenen und abgeschossenen Fliegern sowie zum Streifendienst und zur Bewachung der Brücken aufgerufen.
Das 8o-Jährige Bestehen der Freiwilligen Feuerwehr Wolfratshausen fiel hinein in das chaotische Schlußdrama des sich seiner völligen Besiegung nahenden 3. Reiches. Lassen wir den Chronisten anläßlich der 80. Jahresversammlung (7. April 1945) selbst zu Wort kommen: "ln schicksalsschweren Tagen, in denen unser geliebtes Vaterland von allen Seiten in schwerer Bedrängnis war, traten die Männer der Freiwilligen Feuerwehr Wolfratshausen zu ihrem 80. Jahresappell im "Humplbräu" zusammen. Achtzig Jahre Arbeit im Dienste des Nächsten wäre sonst Grund gewesen, dieses Ereignis freudig zu begehen. So aber lag über den Versammelten der Ernst der Stunde und die erstatteten Berichte zeigten, daß der Feuerwehrmann im 5. Kriegsjahr voll und ganz seine Pflicht getan hatte, wenn er zu jeder Tages- und Nachtzeit unter dem Dröhnen der feindlichen Bomber bereit stand oder zur Landeshauptstadt eilte, um dort im Feuerorkan brennender Straßenzüge noch zu retten versuchte, was zu retten war."
Auch die in der Feuerwehr in den letzten Monaten des Krieges getroffenen Maßnahmen lassen die Aussichtslosigkeit der militärischen Lage deutlich erkennen: Es gab keinen Übungsplan mehr, er wurde im Chaos der Ereignisse von vorgesetzter Stelle auch nicht mehr verlangt. Die ständigen Einsätze überboten ohnedies allen bisherigen Einsatz. lm Rahmen der Notdienstverpflichtung der Frauen wurden noch am 13. Januar 1945 22 Mädchen vom "Bund deutscher Mädchen (BDM)" als Hilfsmitglieder zum Dienst in der Feuerwehr verpflichtet und mit ihrer Ausbildung begonnen. Insgesamt betrug die Zahl der "alten" Feuerwehrleute am 1. Januar 1945 68 Personen.
Da nun mit der täglich näher kommenden Front auch mit Luftangriffen auf Wolfratshausen gerechnet werden mußte, wurden die vorhandenen Löschgeräte auf verschiedene Plätzen verteilt, um durch diese Dezentralisierung einem evtl. Gesamtausfall zu begegnen. Kurz vor Kriegsende hatte die Feuerwehr Wolfratshausen einen beachtlichen Stand an Geräten und Fahrzeugen aufzuweisen:
| Anzahl | Beschreibung | Standort |
| 1 | Magirus-Mannschaftswagen mit eingebauter Motorspritze (Diesel) dazu ein Anhä-nger mit kompletter, tragbarer Motorspritze | Feuerwehrhaus |
| 1 | Mercedes Mannschafts- und Gerätewagen mit angehängter, tragbarer Motorspritze | Feuerwehrhaus |
| 1 | Flader-Motorspritze, einachsiger Anhänger, nicht tragbar - 1961 ausgeschlachtet | Sägewerk Hatz |
| 1 | Motorspritze, tragbar, mit kompletter Ausrüstung - Nicht in Gebrauch | Kastenmühle |
| 2 | Mechanische Leitern | |
| 1 | Hydranten- und Schlauchwagen | |
| 1 | Einachsiger Geräteanhänger für Pickel, Schaufeln usw. | |
| 2 | Tragbare Motorspritzen im Eigentum der Reichsbahn | Bahnhof |
| 1 | Motorspritze | Baywa Lagerhaus |
| 1 | Tanklöschspritze | Gelting |

Fladerspritze & alte TS aus Wehrmachtsbeständen
In den ersten Monaten des letzten Kriegsjahres 1945 gab es fast unaufhörlich Fliegeralarm. Zweimal musste die hiesige Feuerwehr zum Einsatz. Am 7. Januar bei einem Großangriff auf München und auf Neufahrn r. d. lsar; sowie im Kloster Schäftlarn, und am 9. April bei der Bombardierung der Munitionsfabrik im Wolfratshauser Forst (DAG-Gartenberg). Zum Einsatz kam auch die Werkwehr der dort befindlichen "Fabrik Wolfratshausen" (DSC : Deutsche Sprengchemie), die eine komplette Werkfeuerwehr hatte und eine ständige Feuerwache unterhielt. Das Fahrzeug der DAG-Gartenberg (LF15) sollte bei Kriegsende noch nach Wolfratshausen gebracht werden. Es stand vor der gesprengten Brücke des Loisachkanals (erst im Jahre 1964 wieder aufgebaut!) beim Lager Föhrenwald (heute Stadtteil Waldram) und wurde ausgeplündert.

Löschfahrzeug (spätere Bezeichnung LF 15)
Da die Besetzung des Marktes ohne Blutvergießen erfolgte, blieb auch die Feuerwehr von Menschenverlusten verschont. Jedoch gab es am Tag des Einmarsches der Amerikaner noch einen Einsatz als bei der Explosion eines Munitionsfahrzeuges in Nantwein das Zistl-Anwesen Feuer fing und niederbrannte.
Zusammenfassend für den Dienst der Wolfratshauser Feuerwehrleute in den Kriegsjahren darf festgestellt werden, daß ihr Einsatz in München unter erhöhter Lebensgefahr stand. Sie ließen ihre Familien zurück und leisteten oft mehr, wie mancher Soldat, der zwar eine Uniform trug, aber sich weit vom Schuss befand.
Mit der Beendigung des Krieges erlosch naturgemäß die straffe Zusammenfassung der Feuerwehrleute zur Alarmierung häufiger Brände und Schadensfälle.
lm allgemeinen Chaos der ersten Maitage ging ein Großteil der vorhandenen Löschgeräte verloren. Jedoch konnte die Magirus-Motorspritze mit Anhänger und tragbarer Motorspritze sichergestellt werden. Auch die Fladerspritze und die mechanischen Leitern mit Hydranten und Schlauchwagen blieben erhalten, so dass die Wehr für den Markt und die nähere Umgebung im Ernstfall vollauf in Tätigkeit treten konnte. Dies bewies sich schon sehr bald nach Kriegsende, als nämlich am 29. August 1945 abends 21 Uhr im Stadel der Bäckerei Ketterl ein Brand ausbrach, der wegen der Nähe nachbarlicher Gebäude leicht größere Ausmaße hätte annehmen können. Aber durch das treue Zusammenhalten der Stammannschaft und die Unterstützung der zum Brandplatz geeilten Kräfte der Besatzungsmacht konnte der Brand an jenem Sommerabend im Markt alsbald lokalisiert werden. Die Gefahr für das Wohnhaus Ketterl und die nähere Umgebung war gebannt.
Ruhte während des Sommers 1945 die organisierte Feuerwehrstätigkeit, so kam mit Ende des Jahres die Anordnung der Besatzungsmacht, dass die Feuerwehren neu aufgebaut werden müssten. Die Bezeichnung lautete: "Fire-Department Wolfratshausen". Als kommissarischer Kreisbrandinspektor wurde Schlossermeister Hans Schiltenwolf von der Militärregierung aufgestellt.
Nach dem Rundschreiben an die Bürgermeister des Landkreises war bis zum 8. Dezember 1945 im Auftrage der Besatzungsmacht über folgende durchzuführenden Punkte Bericht zu erstatten:
1. Angabe der zu bildenden Arbeitsausschüsse, bestehend aus Wehrführer, Kassier, Schriftführer und Wehrmännern.
2. Stärke und Ausrüstung der Wehr.
3. Frühere Wehrführer, die Parteimitglieder waren, waren durch Nichtparteimitglieder und zuverlässige Wehrmänner zu ersetzen.
4. Militärischer Drill und Kommandos, soweit nicht zur Aufrechterhaltung der Ordnung erforderlich, haben zu unterbleiben.
5. Blaue Uniform mit militärischem Schnitt sowie alle Hoheitsabzeichen des Hitlerregimes sind verboten. An Stelle der Uniformen sollte auf die ehemaligen Feuerwehrröcke zurückgegriffen werden.
Da die Amerikaner die alten Uniformen aus der Kriegszeit einforderten und diese auch nicht mehr zurückgaben, wurde es erst nach der Währungsreform (20./21. Juni 1948) wieder möglich, der Wehr eine nach Schnitt und Aussehen gefällige Uniform zu geben. Bisweilen blieb es bei der Empfehlung durch Tragen von Armbinden als Feuerwehrmann erkennbar zu sein.
Als Übergangslösung wurden in Wolfratshausen von der Heeresgut-Verkaufsgesellschaft "Steg" 20 amerikanische Drillichanzüge beschafft. Nach 1950 sorgte die Marktgemeinde für eine Erneuerung der Uniformen und beschaffte für 840.- Mark 15 neue Feuerschutzanzüge. In der Ausschusssitzung vom 26. Mai 1955 wurde die Uniformierung (blaue Dienstuniform) bei einem Kostenaufwand von 110.- Mark pro Mann beschlossen.
Zu einer ersten Neugliederung der Wolfratshauser Wehr hatte der neue, d.h. wiedereingesetzte alte Bürger-meister Hans Winibald, bisher schon im aktiven Dienst der Wehr, eine Mitgliederversammlung am 23.Dezember 1945 in die "Alte Post" einberufen, zu der die anfängliche Zahl von 51 ehemaligen Mitgliedern, erschien. Der Mitgliederversammlung lag das Rundschreiben des Bezirksbrandinspektors, des Wolfratshauser Schlossermeisters Hans Schiltenwolf, als Tagesordnung zugrunde. Nach Begrüßung und Bekanntgabe der neuen Richtlinien wurde in freier Wahl der Kommandant und dessen Stellvertreter ermittelt. Die Wahl des Verwaltungsausschusses und der Gruppenführer sollte der kommenden 81. Generalversammlung vorbehalten bleiben.
Nach dem Wahlergebnis von 45 bei 51 abgegebenen Stimmen wurde mit einer eindeutigen Vertrauensvotum der Schuhmachermeister Karl Schwarzenbeck und als dessen Stellvertreter Hans Fagner, jun., zum ersten Kommandanten nach dem Kriege gewählt.
Die erste Hauptversammlung nach Kriegsende fand am Sonntag, 10. Febr.1946 in der "Alten Post" statt. Kommandant Schwarzenbeck konnte den Versammelten zunächst die freudige Mitteilung machen, daß seit Ende des Krieges 25 Feuerwehrmänner wieder in die Heimat zurückgekehrt waren. Als wichtigster Punkt der 81. Jahresversammlung stand die Wahl des Verwaltungsrates zur Durchführung. Auf Vorschlag des Kommandanten wurde nach fast einstimmiger Wahl Bürgermeister Hans Winibald zum neuen Vorstand der Wehr gewählt.
lm weiteren Verlauf der Versammlung wurde Max Roderer zum Schriftführer, Anton Geiger zum Kassier, Georg Hierl zum Zeugwart und Wilhelm Kerl als Gerätewart berufen. Der Vorstand erachtete es bei der Gelegenheit als seine vornehmste Pflicht, den früheren Chargen, vor allen Dingen den beiden Kommandanten Hans Fagner sen. und Ferdinand Bartl, für ihren vorbildlichen Einsatz in Frieden und Kriegszeit den aufrichtigsten Dank der Marktgemeinde auszusprechen.
Zur Brandbekämpfung und -verhütung wurde während der Erntezeit erstmals eine Feuerverhütungswoche vom Landesamt für Feuerschutz eingeführt. Im Rahmen dieser Aktion war auch eine Schauübung vorgesehen, die im Markt am 1. September mit fingiertem Brandobjekt am Anwesen des Spediteurs Mair durchgeführt wurde.
Inzwischen hatte die Besatzungsmacht unter dem 17. Mai 1946 im Zusammenhang mit dem Neuaufbau der Feuerwehren und ihre Zurückführung in die allein verantwortliche Regie der Kommunen ein neues "Feuerschutzgesetz" erlassen. Seine wichtigsten Punkte sind kurz vermerkt:
Der Feuerschutz ist Angelegenheit der Gemeinden, der durch
,,Freiwillige Feuerwehren", die Vereine öffentlichen Rechtes sind, organisiert wird. Sollten die freiwilligen Kräfte für eine funktionsfähige Feuerwehr nicht ausreichen, müssen Pflicht- oder Berufsfeuerwehren aufgestellt werden.
Die Beaufsichtigung und Förderung des Feuerlöschwesens in einem Landkreis obliegt dem jeweiligen Kreisbrandinspektor.
Die Organisation der Feuerwehr endet auf Kreisebene. Der Kreisbrandinspektor ist im Auftrag des Landrats tätig.
Das Landesamt für Feuerschutz steht den Feuerwehren nur zur Beratung und Unterstützung (Subsidiaritätsprinzip!) zur Verfügung. Es hat keine Dienstaufsichts- oder Anordnungsbefugnis und ist auch nicht Bestandteil der Organisation der Feuerwehren.
Die Feuerwehren werden auch auf dem Gebiet des vorbeugenden Feuerschutzes eingesetzt, daher hat ein Vertreter der Feuerwehr an der Feuerbeschau (Brandschau) teilzunehmen.
Die Vorstände der Feuerwehren werden auf fünf Jahre gewählt. Der Dienst in der Wehr wird unentgeltlich geleistet. Grundsätzlich ist jeder männliche Einwohner einer Gemeinde vom 16. bis 60. Lebensjahr feuerwehrpflichtig.
Das neue Mitteilungsblatt ,,Die Brandwacht" erhält jede Feuerwehr unentgeltlich im Monat zugestellt.
Mit der 82. General-, bzw. Hauptver-sammlung am 2. März 1947 kehrte die Wehr wieder in ihr altes Vereinslokal beim "Humplbräu" zurück. An Einsätzen brachte das Jahr u. a. einige kleinere Aktionen bei Waldbränden in Gartenberg, einen Barackenbrand bei Fa. Scheumann, Farchet, und den großen Doppelbrand in Gelting an einem Herbsttag 1946, vormittags 11 Uhr.
Ein an diesem Tage von Westen her brausender Herbstwind warf den "roten Hahn" vom Scheifler-Anwesen - hier war das Feuer ausgebrochen – mit "Windeseile" auf das benachbarte Graf-Anwesen. Das Feuer griff mit rasender Geschwindigkeit um sich und äscherte innerhalb von 20 Minuten die großenteils noch aus Holz bestehen-den Gebäude völlig ein. Wassermangel machte den Einsatz der Feuerwehren fast unmöglich. Mit einem Schlage wurden damals 13 Personen im Dorf Gelting obdachlos.
Nach dem Stande vom Frühjahr 1949 gab es im Landkreis Wolfratshausen bereits wieder 37 gemeindliche Feuerwehren. Zur Überlandhilfe waren 5 Löschgruppen einsatzbereit.
Im Lager Föhrenwald (heute Waldram) waren kurz nach Kriegsende ausreisewillige jüdische Mitbürger unter der Ägide der Vereinten Nationen untergebracht. Der Brandschutz für den „ersten Zugriff“ wurde dort durch die JEWISH-FIRE-BRIGADE sichergestellt. Mit der Führung der freiwilligen Feuerwehr scheint hier bestes Einvernehmen geherrscht zu haben, wie eine Dankeskarte an den seinerzeitigen Kommandanten Schwarzenbeck bestätigt.
Die 83. Generalversammlung brachte als neuen Kommandanten Hans Fagner, jun., nachdem Karl Schwarzenbeck von seinem bei Kriegsschluss nur vorübergehend angenommenen Posten zurückgetreten war. Auf seinen Vorschlag hin wurde dessen Stellvertreter Hans Fagner zum neuen Kommandanten gewählt. (14. März 1948).
Das Jahr 1948 bewies den guten Ausbildungsstand der Wehr, durch den die verhältnismäßig kleine, jedoch gut ausgebildete Schar in Verbindung mit den tadellos funktionierenden motorisierten Löschgeräten in der Lage war, bei den 12 Brandfällen des Jahres 1948 schnellstens eingreifen zu können. Besonders bei den Bränden im Sägewerk Hatz und in der Apotheke Dr. Happ (Dachstuhlbrand) bewahrte das rasche Eingreifen die Betroffenen vor größerem Schaden. Inzwischen war auch über die Kasse der Wehr die Währungsumstellung (Juni 1948) gekommen. Nicht mehr als 23,40 "Deutsche Mark" konnten ins anbrechende bundesrepublikanische Wirtschaftswunderland hinübergerettet werden.
Das Jahr 1950 brachte ein Jubiläumsereignis: Die 85. Wiederkehr der Gründung der Freiwilligen Feuerwehr Wolfratshausen. Zur Jahresversammlung am 18. März konnte der Kommandant den Vorstand und die Mannschaft in der Gaststätte Schererbräu begrüßen.
Aus seinem Tätigkeitsbericht, den der Kommandant erstattete, sprach eine Einsatzbereitschaft, wie sie wohl in Friedenszeiten in der Geschichte der Wehr noch nie zu verzeichnen war. 23 mal gab es Feueralarm und immer war die Markt-Feuerwehr in kürzester Zeit am Brandplatz. Infolge des sehr trockenen Sommers 1949 fiel der Löwenanteil der Einsätze auf die Bekämpfung von Waldbränden, von denen insgesamt 14 gezählt wurden. Ein echter Katastrophenfall war der Brand im Lager Gartenberg am 3. Juli 1949 nachmittags. Am Brandplatz erschienen auch die Wehren aus Gelting, Weidach, Königsdorf und zwei Löschzüge der Münchner Berufsfeuerwehr, die aber nicht mehr zum Einsatz kamen. Insgesamt 35 Haushaltungen mit 113 Personen wurden obdachlos.
Das Jahr 1950 verzeichnete u. a. vier große Einsatzübungen, wobei eine Großübung im Markt in der Zeit der Feuerschutzwoche durchgeführt wurde. Eine Propagandafahrt führte durch verschiedene Teile des Landkreises. Tatsächlich erlangte die relativ kleine, aber sehr gut durchgebildete Wehr bald einen so großen Nimbus im Landkreis, daß es immer mehr Praxis bei Brandunglücken wurde, daß man sofort auch die Wolfratshauser Feuerwehr an den Ort des Unglücks rief.