Aus der Historie der Freiwilligen Feuerwehr Wolfratshausen
Über das Jahr 1950 muß der Chronist die Tatsache vermerken, daß der Landkreis Wolfratshausen bezüglich der Brandschäden an zweiter Stelle unter den Kreisgebieten stand. Überhaupt weisen die Jahre 1948 bis 1950 enorme Schadenssummen auf: 1948 acht Brandfälle mit einem Schaden von 143.500,-.DM; 1949 - achtzehn Brände mit einem Schaden von 209.830.- DM und 1950 siebzehn Fälle mit 448.120.- DM. lm Jahre 1950 kam die Wehr bei 15 Bränden, darunter 5 Großbränden zum Einsatz, wie z.B. im Kloster Schäftlarn. Zu Beginn des Jahres 1953 erschien in der Presse die interessante Notiz, wonach in Bayern alle drei Stunden ein Brand ausbricht; ferner auch die Meldung, dass in Bayern etwa 250.000 Mann in den freiwilligen Feuerwehren Dienst leisten. Es ist verständlich, daß bei dem oben angeführten Anstieg der Schadensfälle und der Vernichtung von Volksvermögen das Hauptaugenmerk sowohl auf eine ganz intensive Ausbildung im Feuerschutzwesen, als auch vor allem auf eine breit angelegte Aufklärung zur Verhütung von Bränden gelegt werden musste.
Stand der Feuerwehren 1951 im Landkreis Wolfratshausen
Es bestanden 45 freiwillige Ortsfeuer-wehren und 3 Werksfeuerwehren; bei einem aktiven Mitgliederstand von 1439 Männern. Für die soziale Besserstellung, bzw. Sicherung der Feuerwehrleute schloß das Landratsamt eine zusätzliche Unfallversicherung für die Mitglieder ab.
Bei der 87. Hauptversammlung am 21. Mai 1952 gab der seit 1945 amtierende Vorstand, Bürgermeister Hans Winibald, bekannt, daß er aus verschiedenen Gründen abdanken wolle, vor allem wegen seiner vielen Arbeit als 1. Bürgermeister. "Dabei schielte er zu seinem Nachbarn Peter Finsterwalder hin", so berichtet launig der Schriftführer, "und sagte schmeichelnd: Den 1. Vorstand machst jetzt Du!" Der Ober sticht den Unter und in der Tat, Peter Finsterwalder wurde 1. Vorstand. Für den erkrankten Max Roderer nahm Georg Bleymeier das Amt des Schriftführers für ein Jahr auf sich. Gegen Ende des Jahres 1952 (Mitte November) ging der Humplbräukeller eines Sonntag nachts in Flammen auf. Das Gebäude, das am Berg über dem Humpl-Gasthof gelegen, der "Wolfra" als Lagerhaus diente, beherbergte auch eine kleine Betriebs-Schreinerei. Zur Bekämpfung des mächtigen Brandes, der eine blutrote Feuersäule in den nächtlichen Himmel schraubte, stellte die Marktfeuerwehr eine 300 Meter lange Schlauchleitung zwischen Loisach und Brandplatz her, so dass schon kurze Zeit darauf der Brand mit einem B- und 2 C-Rohren bekämpft werden konnte. Die Brandbekämpfung gestaltete sich hier äußerst schwierig, weil das ganze Gebäude einem einzigen Flammenmeer glich, und im Innern des Lagers große Mengen getrockneter Teekräuter dem Feuer reiche Nahrung gaben. Eisige Kälte andererseits stellte an die Männer der Wehr, an den Zuleitungen abseits von der Brandstelle, harte Anforderungen. Die Wehren aus Gelting und Geretsried konnten schon nach ihrem Eintreffen wieder nach Hause geschickt werden.
Das Schwergewicht der Feuerwehrtätigkeit lag in den 50er Jahren auf der Abhaltung von Groß- und Schauübungen in jeweils aus mehreren Ortsfeuerwehren zusammengefassten Stütppunkten, um dadurch der Bevölkerung das Anliegen des aktiven Feuerschutzes bewußt zu machen. Eigene Feuerschutzwochen, wie sie seit Jahren zum gewohnten Bild des Jahresablaufs gehören, wurden zur Regel. So wurden um diese Zeit für den Landkreis Wolfratshausen mehrere "Stützpunkte" geschaffen, um bei kommenden Brandfällen mit konzentrischen, gut aufeinander eingespielten Kräften wirksam eingreifen zu können. Insgesamt entstanden so sechs Löschbezirke mit je einem Kreisbrandmeister.
Für den Wolfratshauser Stützpunktbereich wurden die Wehren der Marktgemeinde, von Geretsried, Gelting, Weidach und Dorfen organisatorisch zusammengefasst. So gaben schließlich gemeinsame Übungen die Möglichkeit sich innerhalb der einzelnen Wehren für den Ernstfall aufeinander abzustimmen. Eine weitere Intensivierung des Feuerschutzgedankens brachten die folgenden Jahre. Wesentliches Gewicht lag dabei auf Werbe- und Schauübungen mit Ansprachen der Kommandanten und der Vorführung von Löschfahrzeugen. Erwähnenswert ist die realistische Großübung an der Wolfratshauser Volksschule am 26. Sept. 1953 in Zusammenarbeit mit der Sanitätskolonne Wolfratshausen. Eine weitere, gleichgeartete Übung fand auch am Gebäude des Altersheimes Schwaigwall statt. Dazu kamen Besichtigungen von Feuerwehr-Gerätehäusern, insbesondere durch die Schuljugend, sowie Aufklärungsvorträge in Betrieben und in den verschiedensten Unterrichtsklassen. Eine Lehrfahrt der Landkreisfeuerwehren mit über 100 Teilnehmern in die württembergische Schlauch- und Feuerwehrgerätefabrik der Stadt Giengen a. d. Brenz wird anfangs Oktober 1953 verzeichnet.
Regelmäßige Übungen und theoretischer Unterricht sicherten der Wehr ihre Schlagkraft und Einsatzbereitschaft. Zu einem schweren Einsatz im Verein mit sechs weiteren Wehren, einschließlich der Münchner Berufsfeuerwehr, wurden die Männer Ende November 1953 zum Bauernanwesen Heimrath nach Schwabbruck gerufen, wo ein Großfeuer einen Schaden von etwa 50.000.- DM verursachte.
lm Februar 1953 - anläßlich der 88. Jahresversammlung konnte Kommandant Fagner eine ganze Reihe junger Männer den älteren Kameraden als neue Freunde vorstellen, so Hermann Fagner, Gerhart Briese, Georg Pischetsrieder, Anton Steinberger, Josef Gehring, Hans Sewald, Rudolf Endres; ferner Georg Huber und dessen Bruder Nikolaus Huber, Max Hörschelmann, Franz Schiffmann, Hans Plattner, Franz Fagner und Hans Schwarzenbeck.
Altfeuerwehrmann und Ehrenvorstand Georg Hierl sen., feierte 1954 sein 70. Dienstjubiläum. lm Rahmen der 89. Generalversammlung wurde ihm für seine um die Wehr erworbenen Verdienste eine überaus herzliche Ehrung zuteil.
Die Aufgeschlossenheit der Marktgemeinde für das Feuerlöschwesen zeigte sich stets in der großen Bereitschaft die anfallenden Ausgaben der Wehr nach bestem Willen mitzutragen. Stellte der Landkreis für das laufende Jahr 6.000,- DM zur Verfügung, setzte die Marktgemeinde in ihren Etat den ansehnlichen Betrag von 3000.- DM ein! In diesem Posten ist die 1%ige Summe enthalten, die die Gemeinden aus der Kreisumlage für das Feuerlöschwesen einbehalten dürfen.
Bei der 90. Hauptversammlung wurde an Stelle des zurückgetretenen Vor-standes Peter Finsterwalder Georg Hierl zum neuen Vorstand gewählt. Bestärkt durch die Erfahrungen beim Brand des Sauerstofflagers in der Alpenstraße im Jahre 1955 erwarb sich der Landkreis mit der Neuanschaffung des TLF l6 ein teures, aber äußerst wirksames Löschfahrzeug.
Das Jahr 1955 brachte einen an Schnelligkeit nicht mehr zu überbietenden nächtlichen Einsatz bei der Brandkatastrophe des Bauern Hasch in Gelting, als die mit Heu, Stroh und Brettern volle Scheune ein Raub der Flammen wurde. Zahlreiche landw. Maschinen und 5 Stück Vieh gingen bei der Brandstiftung unter Schutt und Asche dahin. Das TLF 16 und das LF 16 mit 22 am Brandplatz erschienenen Wehrmännern konnte eine noch größere Katastrophe verhindern. Das Tanklöschfahrzeug wurde am Donnerstag, 29. September 1955 von Kreisbrandinspektor Peter Finsterwalder in Karlsruhe vom Herstellerwerk übernommen; die Überführung nach Wolfratshausen erfolgte am Samstag, den 1. Oktober. Das Fahrzeug wurde dann in einer kleinen Feier am Marienplatz durch Landrat Reichhold in Gegenwart der Mitglieder des Kreisausschusses übernommen und in die Obhut der routinierten Wolfratshauser Wehr gegeben.

Tanklöschfahrzeug TLF 16 - „Kreistanker“
Ein Jahr nach dem großen Brand in Gelting stand in Wolfratshausen das Schrott-Anwesen in Flammen (1956).
lm Rahmen des Feuerschutzwesens kam im Juni 1956 eine vom Landesamt für Feuerschutz eingesetzte ,,Bewegliche Feuerwehrschule" in den Landkreis und gab anhand von praktischen Erklärungen an den Geräten durch Brandmeister Kleiber und Löschmeister Bomann, sowie mit Lichtbildern illustrierten Vorträgen den Feuerwehrleuten wertvolle Anweisungen für den Ernstfall. Auch Geretsried, Endlhausen und Ebenhausen kamen in den Genuß dieser wertvollen Schulung. Immer mehr wurde auch der Besuch von Lehrgängen in der Feuerwehrschule in Regensburg von den Wehrmitgliedern praktiziert, wobei Kommandant und Stellvertreter als erste mit gutem Beispiel vorangingen.
Einen weiteren Zugang an iungen Leuten - es waren insgesamt 16 Bewerber - konnte die 93. Generalversammlung am 22. Februar 1958 verzeichnen. Die in der Wehr ins Leben gerufene ,,Aktion fördernder Mitglieder" unter der Initiative von Max Hörschelmann konnte bereits schöne Anfangserfolge verzeichnen.

Löschfahrzeug LF 16 TS

Unterbringung der Feuerwehrfahrzeuge im Rathaus (Fotomontage von W. Tutsch)
Das Gesuch im Sommer 1957 an den Landrat mit der Bitte um Bewilligung dieser modernen Geräte wurde schon sehr bald vom Kreisausschuß positiv beschieden. Die drei Pressluftatmer sind 55 Minuten lang von Umluft am Einsatzort unabhängig, also bei Sauerstoffmangel, bei Unglücksfällen etc., oft sehr wichtig; vor allem auch als Rettungs- und Angriffsgerät bei stark verqualmten Räumen, wo Sauerstoffmangel herrscht. Das Gerät kam rasch schon wiederholt zum Einsatz und es konnten damit weitere Brandschäden verhütet werden.
Über den Ausbildungsstand der Wehr konnte sich die Bevölkerung im Rahmen der Feuerschutzwoche bei einer großen Schauübung - gemeinsam mit den Nachbarwehren von Gelting - an dem Gebäude der ehemaligen Knaben- bzw. Berufsschule Wolfratshausen überzeugen. Für das Jahr 1958 wurde die Vertiefung des Ausbildungsstandes der Neueingetretenen auf das Jahresprogramm gesetzt und aus diesem Grunde von Neuaufnahmen abgesehen. Ein Merkblatt mit 8 Punkten für den Feuerwehrmann wurde genehmigt und in Druck gegeben.

Historische Pressluftatmer
ln den 50iger Jahren hat sich immer mehr ein echter Familiengeist in der Wolfratshauser Wehr, nicht zuletzt durch die kameradschaftsfördernde Persönlichkeit des Kommandanten, herausgebildet. Gesellige Zusammenkünfte, wobei sich besonders das Faschingskränzchen als nettes und kameradschaftliches Ereignis immer grö-ßerer Beliebtheit zu erfreuen begann, wie ebenso auch gemeinsame Ausflüge haben in all den Jahren den Geist des Zusammenhalts und der Kameradschaft untereinander wesentlich geprägt.
Einen großen Verlust hatte die Wehr mit dem Tod des um die Belange des örtlichen Feuerschutzwesens hochverdienten Freundes und Förderers, des zeitweiligen Vorstandes, Bürgermeisters Hans Winibald im Februar 1958 zu beklagen. Winibald gehörte über 50 Jahre der Wehr an und war Träger des "Goldenen Ehrenzeichens" der Feuer-wehr.
In den Einsätzen des Jahres 1958 wurde das Tanklöschfahrzeug u.a. bei einem Waldbrand im Hofoldinger Forst anfangs Mai eingesetzt; ein Beweis für seinen großen Aktionsradius, denn das Brandgebiet gehörte bereits zum Landkreis Bad Aibling. Außerdem schaffte das Fahrzeug im "Notstandsdienst" an 10 Einsatztagen ins-gesamt 144.000 Liter Wasser nach Bolzwang, wo wegen der Trockenheit und Dürre Wassernot herrschte. Zur Bilanz dieses Jahres gehörten auch noch 24 Übungs- und Unterrichtsabende, die regelmäßig von 25 - 30 Feuerwehrleuten besucht wurden.

Vorauslöschfahrzeug - VLF 1
Nach den bei der 94. Jahreshauptversammlung am 14. Februar 1959 genannten Zahlen durch Kassier Anton Geiger erhöhte sich der Kreis der fördernden Mitglieder von 198 auf 239.
Inzwischen erhielt die Wehr auch ein neues Löschfahrzeug durch Beschluß der Marktgemeinde, da das alte LF 16 bei Überprüfung seiner Verkehrssicherheit hinter den Anforderungen zu-rückblieb, die vom technischen Überwachungsdienst gestellt wurden.
Als besonders fortschrittsfreudig in der Geschichte der Wehr gilt das Jahr 1960. Neben dem LF16 und TS im Besitz der Marktgemeinde konnte durch Vermittlung des Innenministeriums ein aus Fürstenfeldbruck stammendes "Vorauslöschfahrzeug" in Dienst genommen werden. Damit war jetzt die Wehr zu einem schlagkräftigen Einsatz befähigenden Bestand von 3 Löschfahrzeugen gebracht, mit denen im Ernstfall gleichzeitig auch 21 Wehrmänner zum Brandort befördert werden konnten. Aber nicht nur zur Brandbekämpfung, sondern auch in vielen anderen Situationen, wo fremde und wirksame Hilfe nötig wurde, erwies sich die universelle Einsatzmöglichkeit der Feuerwehr, so dass ihr sprichwörtlicher Beiname "Mädchen für alles" einen ganz realen Charakter erhielt. So ist die Feuerwehr zur Stelle, wenn Wasser auszupumpen ist, Tiere zu bergen und Bäume an gefährlicher Stelle zu fällen sind, Wasser zum Großreinemachen bei der Frauenkapelle am Berg gebraucht wird, usw.
Auch ihre 96. Jahreshauptversamm-lung (6. Jan. 1962) hielt die Wehr traditionsgemäß wieder in ihrem Stammlokal "Schererbräu" ab, dessen Pächter zugleich auch Kommandant ist. Vorstand Hierl konnte neben zahlreichen Freunden und Gönnern auch die beiden seinerzeitigen Kapläne Wimmer und Ellmann im kameradschaftlichen Kreis begrüßen. (Beide haben später in der Wehr das Leistungsabzeichen in Bronce bestanden).
In seinem anschaulichen Jahresbericht beleuchtete Schriftführer Franz Kotz die umfangreiche Tätigkeit im abgelaufenen Jahr. Vor allem wurde das Ausbildungsprogramm zur Vervollkommnung der Geräte- und Löschpraxis erarbeitet und festgelegt.
In einer Ausschußsitzung wurde beschlossen, daß die Mitgliedschaft in der Freiwilligen Feuerwehr erst mit der Ablegung des Leistungsabzeichens erreicht werde und jeder Neuaufgenommene bis zu diesem Zeitpunkt als Anwärter gilt. Somit galt das verantwortliche Streben der Führung, innerhalb der Wehr zu erreichen, daß nicht bloße Mitgliedschaften, also reine Zahlen für die Schlagkraft sprächen, son-dern die qualitative Leistung in der Beherrschung von Gerät und Hilfsmitteln für den Einsatz am Brandplatz und Katastrophenort gesichert und gesteigert wurde. Die Verleihung von 28 Leistungsabzeichen in Bronce unterstreicht dieses Bestreben nach einem möglichst hohen Stand der Ausbildung. Insgesamt betrug zu dieser Zeit die Starke der Feuerwehr 52 aktive, davon 48 ausrückende Mitglieder.

Gruppenbild Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr Wolfratshausen
Drei Jahrzehnte lagen die Belange des Feuerschutzwesens im Landkreis in den bewährten und umsichtigen Händen Peter Finsterwalders. Seine Wahl zum Nachfolger Winibalds als Bürgermeister (1958) gestatteten es ihm auf die Dauer nicht mehr, durch sein wesentlich erweitertes Arbeitspensum, das verantwortungsvolle Amt weiterzuführen. So traten am 19. Februar 1961 die Landkreiskommandanten im Gasthof "Humplbräu" zur Wahl eines neuen Kreisbrandinspektors zusammen. Was für jeden Wahlteilnehmer bereits vorher feststand, bestätigte sich als eindeutiges Wahlergebnis: Der Wolfratshauser Kommandant Hans Fagner erhielt ohne Gegenstimme das absolute Vertrauensvotum für den wichtigen Posten im Feuerschutzwesen im Landkreis.
Am 8. Juli 1961 wurde dem langjährigen vorangegangenen "KBl" (Kreis-brandinspektor) Finsterwalder im kleinen Wolfratshauser Rathaussaal durch Landrat Franz X. Lehmair ein herzlicher Abschied zuteil. Gleichzeitig wurde der neugewählte KBI Hans Fagner in seine künftige Aufgabe eingeführt und verpflichtet.
Bemerkenswert für die Ereignisse des Sommers 1961 war die Teilnahme einer Delegation von Feuerwehrmännern aus der Marktgemeinde und von Geretsried an der "Internationalen Feu-erwehrmesse Roter Hahn" in Köln am Rhein. (23. Juni 1961). Reiseleiter Sebastian Mair, nunmehr neuer Kommandant der Marktfeuerwehr, hatte die verantwortliche Organisation übernommen. Von den kleinsten historischen Anfängen bis zum modernsten Geräte- und Ausbildungsstand, ihrer gewandelten Uniformierung und Organisation, vermittelte die Schau einen umfassenden Überblick über den neuesten Stand des Feuerschutzwesens; Luftschutz und mögliche Sicherung gegen die sog. "ABC-Waffen" (atomare, bakteriologische und chemische Waffen) einbegriffen. Die stündlichen Vorführungen, unter denen vor allem eine Turbopumpe mit 6000 Liter Löschwasserleistung beeindruckte, verdeutlichten das unermüdliche Bemühen menschlichen Erfindergeistes, den Gewalten der entfesselten Elemente rasch und wirksam entgegenzutreten.
lm Rahmen der Feuerschutzwoche vom 22. - 28. Oktober 1961, die unter dem Motto "Brandverhütung" stand, wurde innerhalb einer Schauübung bei der oberen Loisachbrücke an realistischen Beispielen demonstriert, wie durch menschliche Fahrlässigkeit und Leichtsinn Brände verursacht werden. Bei einer abschließenden großen
Alarmübung am Ende der Feuerschutzwoche war Schloß Eurasburg Objekt einer umfassenden Einsatzübung. Um die schnelle Herbeischaffung von Löschwasser zu erreichen, mußte eine 12OO Meter lange Schlauchleitung in kürzester Frist verlegt werden.

Übergabe der neuen Kraftfahr-Drehleiter am14. April 1962 durch Landrat Lehmair an KBI Fagner

Neue Drehleiter ab 1962
Auch Geselligkeit gehörte in den Ablauf des Vereinsjahres: Wie schon seit Jahren kam am 6. Dezember der Nikolaus mit seinem urwüchsigen Krampus in die Runde der Fröhlichen und erteilte in der Person des Gustl Reißler edel Lob und erträglichen Tadel für jeden nach seiner Facon.

Großfeuer im Untermarkt (Bäckerei Schöfmann) am 8. Juni 1962
Um die Feuerwehr auf eine rechtlich breite Grundlage zu stellen, beschloß der Ausschuß am 20. Juni 1962 die noch aus den 70er Jahren des vorigen Jahrhunderts stammenden Vereinssatzungen durch ein neues Statut abzulösen. Bereits am 17. November 1962 konnte die Wehr im Rahmen einer außerordentlichen Hauptversammlung die nähere Paraphierung der 17 Punkte umfassenden neuen Satzung erfahren. Die Neufassung fand so allgemeinen positiven Widerhall, daß sie von den 47 Anwesenden bei der sich anschließenden geheimen Wahl ohne Gegenstimme gutgeheißen wurde.
Das Jahr 1962 brachte in 28 Einsätzen manche Härte für die Männer der Wehr, doch vermochte es der gute Ausbildungsstand und die vorhandenen Löschfahrzeuge den Betroffenen bestmögliche und wirksame Hilfe zu bringen. Bei der 98. Jahresversamm-lung am 6. Januar 1963 tat Kreisbrandinspektor Fagner bereits einen Ausblick auf das näherkommende Jubiläum der Wehr und richtete dabei an die beiden Bürgermeister den Wunsch, sich im Hinblick auf das hundertjährige Bestehen der Wolfratshauser Feuerwehr Gedanken zu machen, wie die Unterbringung der Fahrzeuge in der Zukunft zweckentsprechend und großzügig geregelt werden könne. Aus langjähriger, eigener Sachkenntnis betonte 1. Bürgermeister Finsterwalder, wisse er um die Berechtigung dieses Anliegens, gab aber zu bedenken, daß der Bau eines entsprechend großen Geräte- und Fahrzeuggebäudes nicht von heute auf morgen verwirklicht werden könnte. Doch war das bevorstehende Jubiläum kein unbedeutender Bundesgenosse für alle, die sich nach Verwirklichung dieses hohen Zieles sehnten!

Damalige Fahrzeuge der Freiwilligen Feuerwehr Wolfratshausen
Ausbildung, Ausrüstung und Kameradschaft. Unter diese dreifache Zielsetzung stellte bei der 98. Jahreshauptversammlung KBI Hans Fagner die weitere Arbeit in der Wolfratshauser Feuerwehr, die als die Grundpfeiler für jede erfolgreiche Tätigkeit einer Wehr betrachtet werden müßten. Geschäftsführender Kommandant Sebastian Mair berichtet in seinem Rückblick von 27 Brandeinsätzen und Hilfeleistung bei fünf Katastrophenfällen.
Gemäß den Vorschriften der neuen Satzung wurden bei dieser Gelegenheit eigene Vertrauensleute der Wehr als Delegierte in den Verwaltungsrat ermittelt: Die Wahl fiel auf Norbert Bauer und Ludwig Fagner.

Aktive Mannschaft 1964

Verwaltungsrat 1965
Stehend v. links: Schölderle Johann (LM), Reißler August (LM), Kotz Franz (Schriftführer), Fagner Ludwig (Vertrauensmann), Hörschelmann Max (LM), Geiger Anton (Kassier), Bauer Norbert (Vertrauensmann), Steinberger Georg (LM).
Sitzend v. links: Geiger Georg (LM), Mair Sebastian (Oberbrandmeister), Hierl Georg (Vorstand), Fagner Hans (KBl), Neudert Josef (Gerätewart), Sewald Johann (OLM).
Bau des neuen Gerätehauses
Bei der 99. Jahreshauptversammlung legte der Kommandant dar, was die Wehr im Laufe eines Jahres an Dienstleistungen vollbringe: Von 50 aktiven Feuerwehrmännern wurden im Berichtsjahr fast 4000 freiwillige Arbeitsstunden geleistet, wovon Dreiviertel auf Bereitschaft, Ausbildung, Wartung und Gerätepflege, und Einviertel auf aktiven Brandeinsatz entfielen. Eine aufschlussreiche Mitteilung, die veranschaulicht, was für eine ständige Arbeit "hinter den Kulissen" notwendig ist, daß der Brandeinsatz jederzeit wirksam garantiert ist! Auf welche Höhe der Ausbildungsstand tatsächlich bereits gestiegen war, erhellt aus der Tatsache, daß um diese Zeit bereits alle Aktiven die Leistungsstufe 1 erreicht hatten und ein Teil der Wehrmänner bereits das silberne Leistungsabzeichen erworben hatte. Dieser hohe Ausbildungsstand sollte nicht nur die Anerkennung des Landesamtes für Feuerschutz finden, er bestärkte in den Verantwortlichen in Stadt und Landkreis die Überzeugung, daß zur guten Ausbildung vorbildliches Gerät und entsprechende Räume kommen müssten. Kreisbrandinspektor Fagner konnte die sachliche Feststellung treffen, daß die Erstellung eines geräumigen Feuerwehrgerätehauses in der Kreisstadt bereits konkrete Formen angenommen habe. In der Tat: Ein Markstein in der 100-jährigen Geschichte der Feuerwehr Wolfratshausen wird der 11 . Juli 1964 bleiben. An diesem Tag fand vor zahlreichen Ehrengästen und großer Beteiligung der Bevölkerung die feierliche Grundsteinlegung des neuen Feuerwehrgerätehauses statt. Mit drei denkwürdigen Hammerschlägen legte Bürgermeister Finsterwalder den Grundstein zu diesem neuen Gebäude. Ehe der Maurerpolier sich an die Arbeit machte, verlas Vorstand Georg Hierl die auf edlem Pergament geschriebene Urkunde. Darauf wurde die Kassette - eine Stiftung der Kreissparkasse Wolfratshausen - mit der Urkunde und den z. Zt. im Umlauf befindlichen Münzen verlötet und in das ausgesparte Mauerstück eingesenkt. Die Hymne: "Gott mit Dir, du Land der Bayern" beschloss den historischen Akt.
Stiftung der neuen Vereinsstandarte
Anlässlich der Verwaltungsratssitzung im September 1964 wurde vom Vorstand der Wehr die erfreuliche Mitteilung gemacht, daß großzügige Gönner - die ungenannt bleiben wollen - der Feuerwehr eine neue Standarte gestiftet hatten. Dabei wurde die schmerzliche Erinnerung aufgefrischt, daß die alte Feuerwehrfahne bei Einmarsch der Sieger in Wolfratshausen das Opfer der "souvenirsüchtigen" Amerikaner wurde. Die Überraschung war komplett, als Georg Hierl die neue Standarte, die im Kloster Aufkirchen kunstvoll gefertigt worden war, bereits entrollte und vorzeigen konnte. Die neue Vereinsfahne wurde am Sonntag, 11. Oktober, zum Beginn der jährlichen Feuerschutzwoche in der Wolfratshauser Stadtpfarrkirche von H. H. Kaplan Mühlbacher geweiht. Alle aktiven Vereinsmitglieder, voran Kreisbrandinspektor Fagner und Vorstand Hierl, nahmen in Uniform an der feierlichen Handlung teil.